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„Vertrauen statt Zwang – Wie du eine echte Partnerschaft mit deinem Pferd aufbaust“

  • Julia Thaidigsmann
  • vor 1 Tag
  • 4 Min. Lesezeit

Wir alle wünschen uns eine harmonische Beziehung zu unserem Pferd – voller Vertrauen, Respekt und gegenseitigem Verständnis. Doch wie erreichen wir das?


Der wichtigste Punkt: Wir müssen das leben, was wir uns wünschen. Wenn wir möchten, dass unser Pferd uns respektvoll und achtsam begegnet, müssen wir selbst respektvoll und achtsam mit ihm umgehen. Vertrauen entsteht nicht durch Druck, sondern durch Zuhören, Geduld und eine ehrliche Kommunikation.


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1. Vertrauen beginnt bei Kleinigkeiten


Schon der erste Kontakt im Stall legt den Grundstein für eure Beziehung. Frage dich: Wie begrüßt du dein Pferd?


  • Nimmst du dir Zeit für ein kurzes „Hallo“?

  • Bleibst du erst einmal stehen, atmest tief durch und schaust, wie es ihm heute geht?

  • Gibst du deinem Pferd die Möglichkeit, auch bei dir anzukommen?


Oder bist du oft in Eile? Halfter drauf, raus aus der Box, Training starten – ohne Begrüßung, ohne Pause.


Überlege einmal: Wie würde es dir gefallen, wenn du das Pferd wärst? Würdest du dich gesehen fühlen oder eher wie jemand, der einfach „funktionieren“ soll?

2. Achtsamkeit statt Zeitdruck


Natürlich gibt es Tage, an denen es schnell gehen muss. Das ist normal. Entscheidend ist, wie wir mit dieser Situation umgehen:


  • Statt hektisch durchzuziehen, kannst du die Zeit bewusst gestalten.

  • Vielleicht machst du nur eine kurze Bodenarbeits-Einheit.

  • Oder ihr genießt eine kleine Wellnessrunde – etwas Putzen, Faszienarbeit, vielleicht einfach spazieren gehen.


Die meisten Tage im Jahr sollten jedoch anders aussehen: ohne Druck, mit Raum für Miteinander.

3. Dein Pferd wirklich sehen


Vertrauen bedeutet, dein Pferd als eigenständiges Wesen wahrzunehmen – mit Vorlieben, Eigenheiten und Grenzen.

Frage dich:

  • Siehst du die kleinen Zeichen?

  • Nimmst du wahr, was dein Pferd mag – und was nicht?


Ein Beispiel: Beim Putzen gibt es Pferde, die genießen jede Berührung. Hier darfst du dir Zeit lassen. Andere mögen es gar nicht. Manche sind kitzelig und brauchen eine kräftigere Bürste, damit es angenehm ist.


Das ist wie bei uns Menschen: Ich zum Beispiel liebe es, wenn mir beim Friseur die Haare gewaschen werden. Ich könnte ewig sitzen und genießen. Andere hingegen hassen es und kommen am liebsten schon mit gewaschenen Haaren.

Genau so individuell sind auch unsere Pferde.


Weißt du, was dein Pferd mag – und was nicht?

4. Grenzen respektieren – besonders bei sensiblen Bereichen


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Viele Menschen berühren Pferde ganz selbstverständlich am Kopf – oft sogar direkt bei der Begrüßung.


Das Pferd hier auf dem Bild zum Beispiel mag es nicht am Kopf geputzt zu werden. Ich würde hier sehr viel sensibler vorgehen. Doch der Kopf ist für Pferde einer der intimsten Bereiche.


Stell dir vor: Mein Mann und meine Kinder dürfen mich jederzeit umarmen. Ein Fremder hingegen nicht. Genauso geht es auch Pferden: Erst Vertrauen, dann Nähe.

Frage dich daher:

  • Begrüßt du dein Pferd so, wie es es angenehm findet?

  • Fragst du ein fremdes Pferd vorher um Erlaubnis, bevor du es berührst?

5. Alte Gewohnheiten hinterfragen


Vieles, was wir im täglichen Umgang tun, machen wir einfach, weil es schon immer so war. Wir merken oft gar nicht, dass wir die Grenzen unserer Pferde übergehen.


Doch was wäre, wenn du anfängst, alles zu hinterfragen?

  • Muss das wirklich so gemacht werden?

  • Gibt es vielleicht einen sanfteren Weg?

  • Was würde passieren, wenn wir unserem Pferd wirklich zuhören?


Wenn wir das tun, entsteht echtes Vertrauen.

Und aus Vertrauen wächst gegenseitiger Respekt.

Das ist die Basis für eine authentische Partnerschaft – ohne Unterdrückung, ohne Zwang.

6. Eine persönliche Geschichte


Ich wollte schon immer einen Westernsattel haben. Also kaufte ich mir einen – kein günstiges Modell aus dem Internet, sondern einen, der extra für meine Stute angepasst wurde.


Ich fand ihn toll. Bequem, stabil, perfekt zum Sitzen. Meine Stute hingegen… nicht so sehr.

Anfangs waren ihre Signale leise: ein angespannter Rücken, ein leichtes Ausweichen. Ich dachte: „Sie gewöhnt sich schon dran.“


Eines Tages wollte ich wieder damit ausreiten. Kaum hatte ich den Sattel aufgelegt, verspannte sich mein Pferd komplett, riss das Maul auf – als wollte sie schreien: „Was tust du mir da an?“


Ich stand vor einer Entscheidung:

  • Ihre Signale ignorieren und trotzdem losreiten.

  • Oder auf sie hören und den Sattel wieder abnehmen.


Ich entschied mich für Letzteres. Sofort entspannte sie sich und schnaubte erleichtert ab.

Noch am selben Tag beschloss ich: Der Sattel wird verkauft.


Wie hättest du reagiert?

7. Übungstipp: Begrüßung „auf pferdisch“


Beim nächsten Stallbesuch:

  • Bleib erst einmal stehen.

  • Sprich dein Pferd sanft an.

  • Streck ihm locker deine Faust entgegen, Finger nach unten.

  • Wenn dein Pferd daran schnuppert, atme hörbar aus – so begrüßen sich Pferde gegenseitig.

  • Wenn dein Pferd dich an seine Seite lässt, kraule es sanft am Widerrist.


Erst danach: Halfter anlegen. Und das bitte bewusst – nicht, während dein Pferd gerade mit seinen Gedanken woanders ist.


Erzähl ihm, was du vorhast. Auch wenn es „nur“ in Gedanken ist: Dein Pferd wird es spüren.

8. Fazit


Vertrauen und Respekt sind kein „Trainingsziel“, das man schnell abhaken kann. Es sind Haltungen, die wir leben müssen – jeden Tag, in jedem kleinen Moment.


  • Nimm dir Zeit.

  • Beobachte dein Pferd.

  • Hinterfrage deine Gewohnheiten.


Denn wahre Partnerschaft entsteht dann, wenn dein Pferd sich gesehen, verstanden und respektiert fühlt. Und genau das ist der schönste Lohn für unsere Geduld und Achtsamkeit.

Wenn du dir Unterstützung wünschst, melde dich gerne bei mir. Ich begleite dich auf diesem Weg, gerne auch online. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten oder Tipps. Wenn du die änderst und beachtest, dann funktioniert es.


Ich freue mich auf dich und dein Pferd.

Herzliche Grüße

Julia



 
 
 

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